CVT-Getriebe
Das Grundprinzip eines CVT-Getriebes (engl. Continuous Variable Transmission)
besteht in einer stufenlosen Drehzahl- und Drehmomentwandlung. Damit ist
es erstens moeglich, die uebersetzung genau der Zugkrafthyperbel des Motors
anzupassen, und zweitens kann im Teillastbereich, in dem hohe Fahranteile
liegen, die Uebersetzung so eingestellt werden, dass der Motor im verbrauchsguenstigsten
Bereich arbeitet [1]. Diese Vorteile gegenueber den Stufengetrieben tragen
dazu bei, dass das CVT-Konzept sich in letzter Zeit zunehmend durchsetzt.
Die mit CVT-Getrieben erreichbaren hohen Getriebespreizungen und die stufenlose
Uebersetzung kommen den derzeitigen Entwicklungstrends sehr entgegen. So
wird in Zukunft die mittlere Fahrzeuggesschwindigkeit sinken und es werden
aerodynamisch sehr guenstige Fahrzeuge zur Verfuegung stehen. Dies fuehrt
zu geringeren mittleren Motorleistungen, wobei aber gute Beschleunigung und
Elastizitaet zu erhalten sind [2].
1.1 CVT-Konzepte
Die CVT-Technik umfasst nicht nur das Schubgliederkonzept
sondern noch andere Funktionsprinzipien, die sich bezueglich der Art der
Leistungsuebertragung, dem physikalischen Wirkprinzip und schliesslich dem
Loesungsprinzip unterscheiden [7]. Allen gemein ist die Moeglichkeit der stufenlosen
Uebersetzung der Drehzahl und des Drehmomentes. Abbildung 2 zeigt
einen Ueberblick ueber die verschiedenen CVT-konzepte. Von den vielen
moeglichen Loesungsprinzipien wird derzeit in PKW hauptsaechlich das Umschlingungsgetriebe
eingesetzt. Der Grund hierfuer ist die objektive Bewetung der verschiedenen
Varianten im Hinblick auf die an ein Getriebe gestellten Anfordderungen.
So wurden in vergangener Zeit einige Konzeptbewertungen durchgefuert. In
[2] wird die Bewertung mechanisch stufenloser Wandler beschrieben. Die Bewertung
erfolgte anhand von 22 Kriterien, die aus den Bereichen Konstruktion/Fertigung,
Anpassung/Steuerung sowie den Betriebseigenschaften stammen. Die einzelnen
Kriterien wurden einer Wichtung unterzogen. Ergebnis der Untersuchung war,
dass die CVT-Umschlingungsgetriebe vor den Toroid-Reibrand-Getrieben eindeutig
das beste Loesungsprinzip darstellen. In [6] werden die Getriebefunktionstraeger
Halbtoroid, Volltoroid, Schubgliederband, Zuggliederkette Stirnradstufe und
Planetenstufe miteinander verglichen. Bei einer Nutzwertanalyse fuer den Einbau
in einen Porsche 911 ergab sich hierbei sogar, dass das CVT-Schubgliederband
den Zahnradstufengetrieben vorzuziehen ist. Dementsprechend ist es auch nicht
verwunderlich, dass die neueren PKW-Getriebe-Entwicklungen sich bei der Wahl
eines CVT-Konzeptes fast ausschliesslich auf das CVT-Umschlingungsgetriebe-Konzept
stuetzen. Beispiele hierfuer sind der neue BMW-Mini mit Schubgliederband
[3] und das Audi Multitronic-Getriebe mit Zuggliderkette. Es ist wichtig anzumerken,
dass das Ergebnis von Nutzwertanalysen immer massgeblich von den Eingangvorraussetzungen
(Einbaulage, Leistungsbereich, usw.) abhaengt. Trotzdem ist eine derzeitige
Praeferenz gegenueber dem Umschlingungs-Konzept im PKW-Bereich nicht zu verleugnen.
1.2 Aufbau und Funktionsweise eines CVT-Getriebes
mit Schubgliderband
In Abbildung 4 ist
die prinzipielle Funktionsweise eines CVT-Getriebes dargestellt. Zentrales
Element ist das Schubgliederband, ueber welches das Antriebsmoment auf die
Abtriebswelle uebertragen wird. Zur Einstellung der stufenlosen Uebersetzung
dienen zwei Kegelscheibenpaare, von denen jeweils eine Kegelscheibe axial
verschibbar ist. Die axiale Lage der verstellbaren Kegelscheiben kann z.B.
ueber Hydraulik eingestellt werden, wie ebenfalls in Abbildung 4
zu erkennen ist. Der hydraulischen oder wie auch immer gearteten Kegelscheibenverstellung
kommt zusaetzlich noch die Aufgabe zu, bei jedem Uebersetzungsverhaeltnis
die Anpressung zwischen Schubgliederband und Kegelscheibenlaufflaechen so
zu regeln, dass das Band keinesfalls durchrutscht. Sollte dies geschehen,
werden die Oberflaechen der Kegelscheiben zerstoert und das CVT-Getriebe faellt
aus.
Der Aufbau eines CVT-Getriebes soll anhand des CTX-Getriebautomaten der
Firma Ford erfolgen, der schon vor ca. 10 Jahren in den Ford Fiesta eingebaut
wurde. In Abbildung 5 ist ein Laengsschnitt durch das CTX-Getriebe
gezeigt.
Die Verstellung der Kegelscheiben 'a' und 'b' erfolgt ueber hydraulische
Betaetigungszylinder. Die Einstellung des korrekten Anpressdruckes ist Aufgabe
der hydraulischen Steuerung. Fuer die Vorwaertsfahrt wird der Steg des Planetenradsatzes
P direkt ueber die Vorwaertskupplung 'f' mit der Sonne verbunden und treibt
direkt die Kegelscheibe 'a' an. Fuer die Rueckwaertsfahrt wird eine Drehrichtungsumkehr
benoetigt. Diese wird durch die Rueckwaertskupplung 'r' realisiert. Beim
Schliessen der Rueckwaertskupplung 'r' ist das Hohlrad fest mit dem Gehaeuse
verbunden und der Steg und somit die Kegelscheibe 'a' dreht sich entgegengesetzt
der Antriebswelle. Die Antriebswelle treibt gleichzeitig die in dieser Abbildung
nicht dargestellte Oelpumpe an. Die Oelpumpe erzeugt den fuer die
Kegelscheibenbedienung noetigen Betriebsdruck. Die Reduktionsgetriebestufe
R und die Endstuffe E uebertragen das Abtriebsmoment schliesslich auf das
Differential, wo es auf die Seitenwellen 'w' verteilt wird.
Das CTX-Getriebe wird vollhydraulisch gesteuert. Diese Art der Steuerung
ist nicht mehr zeitgemaess und soll deshalb nicht naeher erlaeutert werden.
Der Nachteil an der vollhydraulischen Steuerung des CTX-Getriebes besteht
darin, dass es nur ungenuegend moeglich ist, den Kegelscheibenanpressdruck
optimal in Abhaengigkeit vom vorhandenen Drehmoment zu regeln [4].
Eine andere, sehr frueh in PKW eingesetzte CVT-Variante war das ECVT von
Subaru, das im Februar 1987 eingefuehrt wurde [5]. Der hauptsaechliche Unterschied
im Vergleich zum Ford-CTX-Getriebe besteht in der Magnetpulverkupplung sowie
in der anders realisierten Vorwaerts-Rueckwaerts-Schaltung.
Die CVT-Getriebe wurden anfangs lediglich in Kleinwagen (Ford Fiesta, Subaru
Justy) mit geringer Leistung und somit geringerem Drehmoment eingesetzt,
weil die Schubgliederbaender anfangs noch nicht in der Lage waren groessere
Leistungen zu uebertragen. Diesbezueglich wurden allerdings erhebliche Verbesserungen
erreicht, so dass nun auch Motormomente von 300Nm uebertragen werden koennen.
Hier gibt es sogar schon Entwicklungen der Firma VDT an einem Schubgliederband,
das fuer 400Nm geeignet sein soll [6]. Dieses Drehmomentniveau liegt im Bereich
eines Porsche 911. Somit duerfte in der Zukunft der Anwendung des CVT-Konzeptes
auf der Basis von Schubgliederbaendern auch fuer Mittel- und Oberklassewagen
nichts im Wege stehen.
1.3 Steuerung von CVT-Getrieben
In diesem Abschnitt konzentriet sich die Betrachtung
auf CVT-Schubgliederband-Getriebe, da diese das am meisten eingesetzte Konzept
darstellen.
CVT-Getriebe haben die konzeptbedingte Eigenschaft automatisch gesteuert
werden zu muessen. Der Anpressdruck der Kegelscheiben beim Umschlingungsgetriebe
ist eine fuer die Zuverlaessigkeit und die Wirtschaftlichkeit des Getriebes
entscheidende Groesse. Findet hier keine selbsttaetige Regelung statt, muesste
diese der Fahrer uebernehem, was angesichts der Komplexitaet des Regelvorganges
unmoeglich erscheint.
In den Abbildung 6 und 7 ist das Funktionsschema einer CVT-Getrieberegelung
gezeigt. Das schema in Abbildung 6 kann je nach Aufbau des Antriebsstranges
(z.B. Ersetzen des Wandlers durch eine nasse Anfahrkupplung oder eine Magentpulverkupplung)
auch anders aussehen.
In Abbildung 8 sind die Elemente einer elektronischen Getriebesteuerung
(EGS) dargstellt. Hierbei handelt es sich, wie man leicht erkennen kann,
nicht um eine CVT Steuerung. Aber auch bei einer solchen muessen Signale
erfasst und Reaktionen abgeleitet werden. Hierzu werden Sensoren und Aktuatoren
benoetigt.
Der Informationsfluss wird zunehmend ueber moderne Bussystem, wie den CAN-Bus
abgewickelt. Dies ist ein Element der zunehmenden Integrationbestrebungen
bei der Konzeption von Steuerungen. Dadurch koennen viele Verkabelungen,
Loetstellen und andere Elemente eingespart werden. In letzter Zeit war verstaerkt
ein Trend in Richtung Modularisierung zu beobachten. Dieser Trend ging und
geht einher mit Bestrebungen integrierte Steuerungen herzustellen [9]. Integration
bedeutet die Zusammenfassung von evtl. raeumlich verteilten Funktionsgruppen
zu Gesamtmodulen. So war es bis vor kurzem ueblich, die Steuerventile im
Getriebe und das Steuergeraet im Fahrgastraum unterzubringen. Ein in Abbilfung
9 dargestelltes Mechatronik-Modul der Firma Bosch kann alle Steuerungsfunktionen
in einer Baugruppe bieten und ist auch eine Schluesselkomponente fuer das
CVT-Getriebe. Hierdurch koennen Kosten gespart, die Zuverlaessigkeit gesteigert
und Platz- und Gewichtsersparnis erzielt werden. Um diese Vorteile zu realisieren
muessen allerdings die erhoehten Beanspruchungen (z.B. Waermebeanspruchung
der Steuerungselektronik bei getzriebenahmen Einbau) gemeistert werden. Zusaetzlich
muessen die Teile sehr zuverlaessig sein, weil die Tauschbarkeit der einzelnen
Baugruppen im Service durch die Integration erschwert wird. Ein wesentlicher
Schritt in Richtung hoch zuverlaessiger Elektronikbauelemente stellte die
Hybridtechnik dar. Hybridsteuergeraete werden schon in Millionen-Stueckzahl
hergestellt und sind fuer die teils extremen Temperaturbeanspruchungen spezifiziert.
1.4 Zuverlaessigkeit von CVT-Getrieben
Ein entscheidendes Verkaufsargument fuer PKW ist deren
Zuverlaessigkeit. Aufgrund von Pruefstandsversuchen wird eine Aussage ueber
die Lebensdauerfaehigkeit von Systemen gemacht.
In [2] ist beschrieben, dass bei Pruefstandsversuchen der Firma VW mit CVT-Getrieben
mit Zuggliederkette herausgefunden wurde, dass die CVT-Grundelemente die
erforderliche Lebendauerfaehigkeit aufweisen. Die richtige CVT-Steuerung
entscheide hierbei wesentlich ueber die Lebensdauerfaehigkeit des Systems.
In [11] wird die Bedeutung der Zuverlaessigkeit der CVT-Getriebe fuer eine
positive Marktakzeptant beschrieben. Die Firma Van Doorne's Transmissie (VDT)
stelle zwischen 1986 und 1988 42400 eine erste Serie von CVT-Einheiten her.
Es wurde eine Statistik ueber die ausgefallenen CVT-Getriebe aufgestellt.
Hierbei stellte sich heraus, dass die CVT-Schuesselkomponente Schubgliederband
und Kegelscheiben sehr geringe Ausfallzahlen aufwiesen.
Entsprechend der Lerneffekte aus dieser ersten Generation von Serien-CVTs
werden gezielte Verbesserungsmassnahmen abgeleitet.
Ein konzeptioneller Vorteil der CVT-Getriebe im Vergleich zu Standard-Automatikgetrieben
ist die sehr viel geringere Anzahl von Bauteilen. In [11] wird die CVT-Bauteilzahl
in der Groessenodnung von 300 Teilen angegeben, waehrend ein Automatikgetriebe
bei ca. 500 Teilen liegt. Um die Uebersichtlichkeit der CVT-Struktur zu dokumentieren
ist in Abbildung 11 ein in Baugruppen und Einzelteile zerlegtes Eotronic
CVT-Getriebe der Firma ZF zu sehen. Viele Bauteile - laut Aussage von [11]
beruhen ungefaehr 70% der Herstellungskosten des CVT auf Standardkomponenten
- sind dieselben, wie in Radsatz-Automatikgetrieben.